Noch einmal quer durch Belarus/Weißrussland

Vom 14. bis 21. April 2016 reiste Bezirksapostel Klingler ein letztes Mal nach Weißrussland, um sich am Ende seiner aktiven Amtstätigkeit von den dortigen Gemeinden zu verabschieden.

Vor ziemlich genau 25 Jahren begann die Arbeit der niedersächsischen Amtsträger in der Republik Belarus. Anfang Juni 1991 reisten der damalige Apostel Wilfried Klingler und Hirte Wolfgang Marzahn – damals Vorsteher der Gemeinde Hannover-Mitte – erstmalig in die Hauptstadt von Belarus, nach Minsk. Durch Bezirksapostel Brinkmann war ein Kontakt hergestellt zu einer Frau aus Minsk, die sich mit ihren beiden Söhnen in Litauen hatte versiegeln lassen. Da die Koffer bei der ersten Reise Minsk nicht erreichten, mussten Apostel Klingler und Hirte Marzahn aus dem Handgepäck leben. Das enthielt glücklicherweise eine Zeitschrift „Unsere Familie“ und eine kleine Bibel. Der Sprache war man nicht mächtig, so musste dies für den Anfang reichen. Dank erster Kontakte, die auf dieser Reise geknüpft werden konnten, fanden bereits im selben Jahr erste Versiegelungen statt.

Relativ rasch konnten an 20 weiteren Orten Gemeinden und Stationen gegründet werden, die heute von 45 einheimischen Amtsbrüdern betreut werden. Auch die Registrierung der Kirche war bald vollzogen. Allerdings gab es auch Rückschläge und Enttäuschungen. So verbot Ende 1995 die weißrussische Regierung fast allen deutschen Amtsträgern das Durchführen von Gottesdiensten. Ausnahmeregelungen gab es nur für Bezirksapostel Klingler, Apostel Burchard und Bischof Sommer. Das war ein harter Einschnitt! Hiobsbotschaften gab es immer wieder… Auch der Tod des derzeit einzigen Bezirksamtes, des Bezirksältesten Bartkewitsch, war ein herber Verlust für die Entwicklung unserer Kirche in Weißrussland. Dennoch: Heute zählen ca. 4.000 Geschwister zur Neuapostolischen Kirche in Belarus.

Gekrönt wurde die Arbeit durch die Besuche der Stammapostel Richard Fehr (1995 und 2001) und Wilhelm Leber (2010). Unvergessen bleibt wohl für alle Teilnehmer der Reise in 1995 der Besuch in Chatyn, einer Gedenkstätte für die zivilen Opfer des Zweiten Weltkrieges. Stammapostel Fehr hielt dort eine denkwürdige Andacht. Beim gemeinsamen Gesang im kleinen Kreis sorgte sein glockenreiner kräftiger Tenor für Gänsehaut bei allen Anwesenden.

Letztmalig im aktiven Dienst reiste Bezirksapostel Klingler im April 2016 nach Belarus – diesmal in Begleitung von Bezirksapostel Wolfgang Nadolny und Apostel Sergej Bastrikow. Es war gewissermaßen eine „Übergabe-Reise“, denn ab Juli 2016 wird Belarus von der Gebietskirche Berlin-Brandenburg betreut.

Bezirksapostel Klingler bediente während seines letzten Besuches bewusst die Gemeinden, in denen Seelen auf die Heilige Versiegelung warteten bzw. Ordinationen anstanden. So reiste er mit seiner Begleitung am Freitag, dem 15. April 2016, nach Grodno – ganz im Westen des Landes gelegen –, diente am Sonntag, 17. April, den Geschwistern im Landesinneren – in Minsk – und hielt seinen letzten Gottesdienst in Weißrussland am Dienstag, 19. April, in einer kleinen Gemeinde im Südosten des Landes, in Gomel.

Natürlich gab es während dieses Aufenthaltes viel zu besprechen. Dazu waren am Samstag noch einmal die Amtsträger aller Regionen angereist. Sie blieben bis Sonntag und waren Zeuge, wie ihr Bezirksapostel im Gottesdienst das Bibelwort „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen“ (1. Korinther 15, 10) in die Herzen der in Minsk Anwesenden einbaute.

In Minsk war es auch, wo Bezirksapostel Klingler nach dem Gottesdienst Bezirksapostel Nadolny und Apostel Bastrikow erneut an den Altar bat und ihnen im Auftrag des Stammapostels offiziell die seelsorgerische und administrative Betreuung der neuapostolischen Gemeinden in Belarus übertrug.

Es gab herzliche Worte an Bezirksapostel Klingler für die langjährige Arbeit in Belarus, gekrönt durch eine musikalische Überraschung: Der Staatliche Kammerchor der Republik Belarus erfreute ihn und alle Anwesenden mit einem Konzert der Extraklasse.

An dieser Stelle gäbe es noch viel zu berichten. Es wurde viel getan und viel erlebt. Trotz Enttäuschungen und Rückschlägen hat der allmächtige Gott zu einer gesegneten Entwicklung verholfen. Eine Stadtbilderklärerin gab auf die Frage, woher der Begriff „Weißrussland“ komme, mehrere mögliche Antworten. Eine davon war: „Der typische Weißrusse ist blond, hat blaue Augen und trug in alter Zeit weiße Leinenhosen; auch die Frauen kleideten sich vorwiegend weiß.“ Ob diese Erklärung zutrifft, wissen wir nicht. Wichtig für die Gotteskinder auch in Weißrussland wird sein, am Tag des Herrn im weißen Kleid vor ihm stehen zu dürfen.

R.S.

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