Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade!

Es war ein Festgottesdienst mit besonderem Gepräge, den Stammapostel Jean-Luc Schneider am Sonntag, dem 15. November 2015 in der Stadthalle Zwickau hielt. Zwei der engsten Mitarbeiter von Bezirksapostel Wilfried Klingler wurden altersbedingt in den Ruhestand verabschiedet: Apostel Gerald Bimberg (Sachsen) und Apostel Achim Burchard (Niedersachsen). Der Bezirksälteste Helge Mutschler aus Hannover empfing das Apostelamt.

Da der letzte Besuch eines Stammapostels in der alten sächsischen Bergstadt Zwickau mehr als 80 Jahre zurückliegt, freuten sich insbesondere die Zwickauer Glaubensgeschwister, Stammapostel Schneider nun in ihrer Stadt begrüßen zu können.

Begleitet wurde der Stammapostel von Apostel Herbert Bansbach aus Süddeutschland, Apostel Hans-Jürgen Berndt aus Berlin-Brandenburg, Apostel Erhard Suter aus Spanien, von den Aposteln und Bischöfen aus Mitteldeutschland sowie Bischof Starosta aus Polen.

Der Gottesdienst wurde nach Mitteldeutschland, Belarus und Polen sowie in die Slowakei übertragen. In der Stadthalle Zwickau waren die Glaubensgeschwister der Kirchenbezirke Aue, Chemnitz und Zwickau versammelt.

Der Stammapostel stellte sein Dienen unter das Bibelwort 1. Petrus 1, 13:

„Darum umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi.“


Im Hause des Herrn bleiben

Mit Blick auf die jüngsten Terroranschläge in Frankreich äußerte der Stammapostel zunächst einige Gedanken zu den schrecklichen Ereignissen, die Woche für Woche irgendwo auf der Welt geschehen und viele Opfer fordern. Er verwies auf Psalm 27, in dem es u. a. heißt: „… wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn. Eines bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang.“

Für uns heißt das konkret:

  • Wir nehmen Anteil am Leid und Schmerz unserer Mitmenschen und beten für sie.
  • Wir sind gewiss, dass der Herr allen Opfern von Gewalt und Kriegen Heil schenken will und – wenn sie das Heil annehmen – sie mehr als entschädigt.
  • Wir bleiben im Hause des Herrn – trotz aller Ungerechtigkeit, die wir um uns sehen.
  • Wir leben nach den „Hausregeln“ Gottes, d. h. wir verurteilen niemanden, nur weil er einer bestimmten Gruppe oder einem bestimmten Volk angehört. Für Hass ist im Hause des Herrn kein Platz!


„Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade“

Wir wollen unser ganzes Vertrauen, unsere ganze Hoffnung bis zuletzt in allen Angelegenheiten und mit aller Konsequenz auf die Gnade setzen:

  • Auf die Gnade der Erkenntnis – es ist Gnade, dass wir in Jesus Christus Gott erkennen können. Er ist die Wahrheit, seine Worte werden nicht vergehen!
  • Auf die Gnade der Erwählung – es ist Gnade, dass Gott uns erwählt hat, um Erstlinge in seinem Reich zu werden. Durch sein Wort und durch die Sakramente gibt uns Gott alles, was zum Erreichen der Erstlingsschaft nötig ist.
  • Auf die Gnade der Sündenvergebung – es ist Gnade, dass Gott uns unsere Sünden vergibt. Dafür gibt es keinen Ausgleich, weder gute Werke, weder jahrelange Treue noch Besuch der Gottesdienste. Voraussetzung für die Vergebung unserer Sünden sind allerdings Buße und Vergebung dem Nächsten gegenüber.
  • Auf die Gnade der völligen Erlösung – es ist Gnade, einmal ewige Gemeinschaft mit Gott zu haben. Sie wird alles übertreffen, was wir uns vorstellen können. Der Gedanke an die ewige Gemeinschaft mit Gott hilft uns durch schwierige Verhältnisse.


„Umgürtet die Lenden eures Gemüts“

Unser Verstand darf kein Hindernis sein in der Nachfolge Christi und im Dienst an und für Christus.

  • Wir können nicht alles begreifen und verstehen – dann bleibt nur der Glaube.
  • Der Verstand zieht geistliche Dinge in Zweifel, der Heilige Geist richtet den Blick auf Christus und lenkt hin zum Dienen aus Dankbarkeit und Liebe.


„Seid nüchtern“

Die Dinge sehen, wie sie sind, sie richtig einschätzen und entsprechend handeln.

  • Das Paradies wird es erst in der neuen Schöpfung wieder geben.
  • Kämpfen und sein Kreuz tragen gehören zum Christsein.
  • Wir tragen das Evangelium weiter – trotz aller Widrigkeiten. Es anzunehmen ist Sache Gottes und Sache jedes Einzelnen.


Mitdienen der Apostel

Zum Mitdienen rief der Stammapostel Apostel Bimberg, Apostel Burchard und Apostel Bansbach an den Altar. Apostel Bimberg gab mit Blick auf seine langjährige Amtstätigkeit einen Impuls an die jüngere Generation: „Habt Mut, ja zu sagen, wenn der Herr ruft! Dem Herrn zu dienen, bedeutet zwar etwas mehr Arbeit und Sorgen, aber auch unbeschreibliche Freude und beglückende Momente.“ Apostel Burchard erwähnte einen Gedanken des Stammapostels zur Nächstenliebe: Wenn Gott unseren Nächsten liebt, wie können wir dann andere Gedanken über ihn haben? Und Apostel Bansbach gab für Zeiten großer Sorgen den Rat: „Wir sagen dem lieben Gott so oft, wie groß unsere Sorgen sind; sagen wir einmal unseren Sorgen, wie groß der liebe Gott ist!“


Ruhesetzung und Ordination

In seiner Ansprache zur Ruhesetzung kennzeichnete der Stammapostel Apostel Bimberg und Apostel Burchard als wahrhaftige Apostel Jesu Christi, die „hingegangen sind zu allen Völkern“ und dabei viele Opfer gebracht haben. Apostel Bimberg diente 40 Jahre als Amtsträger, davon über 20 Jahre als Apostel, und Apostel Burchard fast 41 Jahre als Amtsträger, davon 22 Jahre als Apostel. Beide haben gelehrt durch Wort und Schrift, aber auch durch ihr Vorbild.

Nach der Ruhesetzung der beiden Apostel ordinierte der Stammapostel den Bezirksältesten Helge Mutschler zum Apostel.


Musik

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes erfolgte auf hohem Niveau durch einen Projektchor aus 380 Sängern und ein Projektorchester aus 47 Instrumentalisten, jeweils aus den drei Kirchenbezirken Aue, Chemnitz und Zwickau. Der Stammapostel bedankte sich am Schluss des Gottesdienstes bei Chor und Orchester mit den Worten: „Danke für den Dienst an unserer Seele. Das hat wohlgetan!“


„Gut, dass wir einander haben“

Am Samstagnachmittag, 14. November, hatten Sänger und Instrumentalisten im Beisein des Stammapostels und seiner Begleitung in der Kirche Leipzig-Mitte ein kleines Konzert dargeboten. Es war den beiden angehenden Ruheständlern gewidmet. So erklang unter anderem eine Orgelimprovisation über die Tonfolgen AGB (= Apostel Gerald Bimberg) und AAB (= Apostel Achim Burchard). Das ansonsten bunt gemischte Programm bereitete den anwesenden Geschwistern und Gästen viel Freude – nicht zuletzt auch dem Stammapostel, der dies in seinen Schlussworten deutlich zum Ausdruck brachte. Aber auch den Sängern und Instrumentalisten, die das Konzert gestalteten, war ihre Musizierfreude anzumerken. So sprang der Funke schnell über, und am Ende nahmen alle Konzertteilnehmer das Motto des Nachmittags – „Gut, dass wir einander haben“ – freudig mit nach Hause.

K.G., Fotos: M.V.

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