Geschichte

Die Neuapostolische Kirche Nord- und Ostdeutschland ist jung und alt zugleich. Jung, weil sie in ihrer heutigen Form erst durch Fusionen in den vergangenen 30 Jahren entstanden ist. Alt, weil ihre Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert, bis zur Gründung der allerersten neuapostolischen Gemeinde in Hamburg zurückreichen.

Zuletzt schloss sich die bisherige Gebietskirche Nord- und Ostdeutschland im Mai 2022 mit der bis dahin eigenständigen Gebietskirche Berlin-Brandenburg zusammen. Sie ist damit eine von insgesamt drei Gebietskirchen in Deutschland. Neben der Gebietskirche Nord- und Ostdeutschland gibt es noch die Gebietskirchen Westdeutschland und Süddeutschland. Alle drei zählen jeweils etwas mehr als 100.000 Mitglieder. Ihren jetzigen Namen hat die Gebietskirche Nord- und Ostdeutschland 2016 erhalten. Damals schloss sie sich als Gebietskirche Norddeutschland mit der Gebietskirche Mitteldeutschland zusammen.

Die apostolische Bewegung

Die Vorgeschichte der Neuapostolischen Kirche reicht bis in die christlichen Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts zurück und spielt in England zu Beginn der Industrialisierung. Seit längerem gibt es bei einigen englischen, aber auch schottischen Christen unterschiedlicher Glaubensrichtungen einen Wunsch: Der Heilige Geist möge stärker wirken. Darum beten sie und es gibt Weissagungen. Ab 1832 führen solche Weissagungen dazu, dass zwölf Persönlichkeiten in das Apostelamt berufen werden. Sie sehen sich bevollmächtigt, als Apostel die Gabe des Heiligen Geistes durch Handauflegung zu spenden, um Gläubige auf die bald erwartete Wiederkunft Christi vorzubereiten.

Bis 1863 halbiert sich der Zwölferkreis, teils durch Rücktritte, teils durch Tod. Der Streit über die Frage, ob vakante Positionen wiederbesetzt werden sollten, nimmt zu. Er führt zum Bruch zwischen der Katholisch-apostolischen Kirche und ihrer Hamburger Gemeinde. Sie bleibt unter dem Namen „Allgemeine christliche apostolische Mission“ bestehen. Aus ihr entwickelt sich die „Neuapostolische Gemeinde“, die sich ab 1930 „Neuapostolische Kirche“ nennt.

YouTube-Video: 150 Jahre - Die Geschichte der Neuapostolischen Kirche

Wechselvolle Entwicklung

Ab 1897 bildet sich das Stammapostelamt als leitendes Amt in der Neuapostolischen Kirche heraus. 1922 entsteht mit dem „Apostelkollegium“ die erste zentrale Organisationseinheit. Schon um 1900 sind Apostel in Nord- und Südamerika, Afrika, Australien und Indonesien tätig. Die Kirche wächst, auch in Deutschland.

In eine schwere Krise gerät die Kirche im Verlauf der 1950er Jahre. 1951 verkündigt der damalige Stammapostel Johann Gottfried Bischoff, dass Jesus Christus zu seiner Lebzeit wiederkommen werde. Er führt diese als „Botschaft“ in die Kirchengeschichte eingegangene Aussage auf eine ihm zuteil gewordene göttliche Offenbarung zurück. In den Folgejahren gewinnt diese Botschaft in den Predigten zunehmend mehr Gewicht. Gläubige geraten unter Druck. Risse gehen durch Gemeinden und Familien, wo die Botschaft des Stammapostels in Zweifel gezogen wird. Es kommt zu Abspaltungen. Johann Gottfried Bischoff stirbt 1960. Es ist der Beginn einer Phase, in der sich die Kirche gesellschaftlich zurückzieht und selbst isoliert.

Ab Ende der 1960er Jahre geht die Internationalisierung weiter. Vor allem in Afrika und Asien findet die Kirche starken Zulauf. Die Millionen-Grenze an Mitgliedern wird übersprungen und in den folgenden Jahrzehnten mehrfach übertroffen. 1977 gründet sich der „Internationale Apostelbund“ und als deren Nachfolge-Organisation 1990 die Neuapostolische Kirche International mit Sitz in Zürich in der Schweiz.

Eigenverantwortung und Öffnung

Unter dem Begriff „Eigenverantwortung“ beginnt Mitte der 1980er Jahre ein Öffnungsprozess. Es folgen Lehrreformen wie die Anerkennung der Taufe anderer Kirchen. Der Prozess mündet 2012 in der Veröffentlichung eines Katechismus, der erstmals die neuapostolische Glaubenslehre umfassend schriftlich fixiert.

Parallel dazu öffnet sich die Kirche auch wieder nach außen. Zunächst kommt sie ins Gespräch mit anderen apostolischen Gemeinschaften um die „Ära Bischoff“ und die Konflikte um dessen Botschaft aufzuarbeiten. Sie münden in der Unterzeichnung gemeinsamer Versöhnungserklärungen. Parallel dazu beginnen Gespräche mit anderen Kirchen. Die Neuapostolische Kirche sucht die Nähe zur Ökumene. 2019 wird sie als Gastmitglied in die Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen in Deutschland (ACK) aufgenommen. Mittlerweile ist sie in vielen ökumenischen Gremien vertreten.

Broschüre "150 Jahre Neuapostolische Kirche"

Broschüre "Ein Glaube, ein Ziel"

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Neun Stammapostel

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